Fakt ist: Hass und bewusste, manipulative Desinformation hat es irgendwie immer schon gegeben. Aber nach der großen Solidaritätswelle am Anfang der Corona-Zeit folgte für meine Begriffe sehr schnell der tiefe Absturz. Besonders im Netz kann man sich seiner Sache auch einfach überhaupt nicht mehr sicher sein: Gibt es diesen Werner oder diese Ulrike da wirklich oder sind das Fake-Accounts, die bewusst Unfrieden stiften wollen? So oder so wird jeder zum Meckern angestachelt, der Ton wird rauer und rauer und positives Feedback findet im Netz im Grund überhaupt nicht mehr statt. Das hat diese ekelhafte Virus auch in unsere Gesellschaft getragen: Nicht nur Überlastung des medizinischen Bereichs, nicht nur Tod und Krankheit, sondern auch: noch mehr Missgunst und Missmut:
Wenn ich ehrlich bin, hat mich das als Moderatorin oft genug so runtergezogen, dass ich häufig genug den Tränen nah war. Bis ich dachte: Das darf einfach so nicht sein. Die Hasser sind die Minderheit! Sie sind nur lauter und das geht nicht mehr. Wir müssen uns gegenseitig mehr ermutigen, aufklären, informieren. Aus diesem Gedanken entstand die Radio Hochstift-Themenwoche: „Unser Leben mit Social Media„. Eine Woche lang haben wir verschiedenste Aspekte abgegrast. Ich habe mit Menschen gesprochen, die sich komplett von den großen Plattformen verabschiedet haben, aber auch mit solchen, die darüber Kontakte knüpfen und Freunde kennenlernen. Es ging um Algorithmus, Datenkrake, Kinderfotos auf Social Media, Studien zum Thema Freunde finden und natürlich um Hate Speech und Radikalisierung. Bei letzterem wurde ich von Kollege Tobias Fenneker unterstützt. Für diese Themenwoche sind wir für den Medienpreis für digitale Aufklärung vom Land der Ideen ausgezeichnet worden und haben dort unter Größen wie der Süddeutschen, der ARD, der Zeit oder dem BR den zweiten Platz gemacht. Da sind wir ganz schön stolz drauf! Wir kleiner Lokalsender!
Hier die Begründung der Jury:
Der Autorin des Beitrages ist ein journalistisch hervorragendes Stück über die Folgen der Social Media Nutzung gelungen. Die Autorin zeigt dabei journalistische Distanz: Sie geht gleichermaßen auf die positiven wie negativen Aspekte ein und erklärt diese allgemeinverständlich, ohne die schwierigen Themen wie DSGVO und Big Data auszulassen. Dabei kommt die Autorin letztlich zu dem zentralen Punkt des souveränen Umgangs mit den eigenen Daten. Die Autorin hat außergewöhnliches Engagement gezeigt und ist weit über das häufig verbreitete Klischee „einfachen“ Lokalradios hinausgegangen. Die Frage ob und wie wir Social Media nutzen, betrifft immer mehr Menschen, somit leistet das Stück einen großen Beitrag zur digitalen Aufklärung vieler Menschen.
Land der Ideen
Und: Es ging übrigens nicht nur ausschließlich um Information. Ich habe für diese Themenwoche ein Projekt umgesetzt, dass mir sehr lange schon am Herzen lag. Ich habe einen Social Media Account gegründet, der sich „Liebe im Netzwerk“ nennt. Ziel: Ausschließlich positiv, nett in Kommentarspalten kommunizieren. Interessanterweise habe ich als „Liebe im Netzwerk“ eine Begegnung mit einem Hater gehabt und ihn entlarvt:
Und hier gibt es die gesamte Themenwoche noch mal zum Nachhören: